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Braunschweig: Landeskirchliches Archiv der Evang.-Luth. Landeskirche > Braunschweig, St. Magni > Trauungen 1889-1904
Bild 34 Seite 61 Eintrag 92 Trauung 1890
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Abschrift Alimentenvertrag
Gegenwärtig:
der Unterzeichnete allein bei Behinderung
des Amtsrichters und Protokollführers
Geschehen
im Herzoglichen Amtsgerichte Schöppenstedt am 15. September 1859
I. S.
der Buchtenkirchersche Vormundschaft in Barnstorf betr. erschienen heute freiwillig
1. der Vormund Kotsaß Andreas Mechau aus Barnstorf,
2. der Dienstknecht Andreas Bosse, 26 Jahre alt, aus Berklingen gegenwärtig beim Gemeindevorsteher Eimecke zu Watzum im Dienste und trugen folgende Alimentenvertrag zur obervormundschaftlichen Genehmigung vor:
§ 1
Der Dienstknecht Andreas Bosse erkennt an, Vater des von der unverehelichten Anna Dorothee Buchtenkirchen in Barnstorf am 9. Mai ds. Js. geborenen Kindes zu sein.
§ 2
Derselbe verpflichtet sich, an Alimenten für dieses Kind bis zu dessen vollendetem 12. (oder 14.) Lebensjahr (aus der Urschrift nicht richtig lesbar) jährl. und zwar in jährl. postnumerando zu entrichtenden Raten von 6 Talern (2 Worte unlesbar) an den Vormund zu entrichten, und erklärt sich auch bereit, falls solches gefordert werde, eine angemessene Entschädigung für Tauf- und Wochenbettkosten zu entrichten.
Dabei bemerkt Bosse, daß er ganz ohne Vermögen sei und nichts weiter besitze, als seinen Dienstlohn, von welchen er einen größeren Alimentenvertrag nicht abführen könne, unterwirft sich auch im Nichtzahlungsfall der sofortigen Zwangsvollstreckung.
§ 3
Der Vormund akzeptiert die Anerkennung und das Zahlungsversprechen des Bosses bestens, erklärt, wie ihm bekannt sei, daß derselbe sein Vermögen richtig angegeben habe, und daß derselbe daher aber größere Beträge nicht zu zahlen imstande sei, erkrklärt ferner, daß der Großvater des Couraden, der Halbspänner Buchtenkirchen bereit sei, den Couraden auf seine Kosten zu erziehen, wenn Bosse jährlich daß entrichte, welche für den Couraden (ein Wort unlesbar)belegt werden sollte, und beantragt daher, diesen Vertrag odervormundschaftsgerichtl. zu genehmigen, indem dadurch das Interesse des Couraden gewahrt werde.
§ 4
Die etwaigen durch Aufnahme dieses Protokolls erwachsenen Kosten werden Von Bosse allein getragen.
V. g. u. u.
gez. Andreas Bosse
gez. Mechau
in Fidem gez. Floto, Assessor.
Abschrift aus dem Heiratsregister des Standesamtes Braunschweig Nr. 701
Braunschweig, am 11.Oct. 1890
Gymnasiallehrer Dr. phil. Ludewig Eduard Buchtenkirch aus Braunschweig, Bruchthorpromenade 7
und
Henriette Minna Agnes Mahtilde Wrede aus Brg., Bertramstr. 11
Trauzeugen: Chemiker Adolph Wilhelm Christel Wrede 30 Jahre alt aus Offleben, Zuckerfabrik
Apotheker Elias Heinrich Otto Tegetmeyer 37 Jahre alt aus Kelbra
Lebenslauf
Geboren zu Barnstorf, Kreis Wolfenbüttel, am 9. Mai 1859, evang.-luth. Konfession, sollte ich zunächst Volksschullehrer werden und besuchte daher bis zum vollendeten 14. Lebensjahr die Dorfschule. So kam es, daß ich erst mit 14 Jahren in die Sexxta des Gymnasiums zu Wolfenbüttel eintrat, nach dem man mir auf vieles Bitten gestattet hatte, studieren zu dürfen. Wenn es mir nun auch gelang, zwei Klassen in der Hälfte der vorgeschriebenen Zeit zu absolvieren, so konnte ich doch erst mit dem 22. Lebensjahr die Universität besuchen.
Ich studierte zunächst drei Semester in Jena, wo ich zugleich meiner Militärpflicht genügte und der Burschenschaft Germania als Mitglied angehörte, deren Ehrenmitglied ich noch heute bin.
Darauf ging ich zur Fortsetzung meines Studium nach Leipzig. An beiden Universitäten hörte ich neben fremdsprachlichen Vorlesungen hauptsächlich solche für Deutsch, Philosophie und National-Oekonomie.
Da mir die damalige Methode des Studiums des Englischen und Französischen an den deutschen Universitäten , soweit das moderne Engl. und Franz. in frage kam, nicht genügte - heute ist manches besser geworden - so wandte ich mich nach Schluß des 5. Semesters zur Ausfüllung dieser Lücke direkt nach Paris, wo ich bis zum Schluß des Jahres verweilte und jede Gelegenheit mich in Franz. zu vervollkommen benutzte.
Alsdann nahm ich eine Lehrstelle für Franz. an einer engl. Knabenschule in Southren an, die zwar schlecht bezahlt wurde, aber eine gute Gelegenheit gewährte die engl. Umgangssprache zu erlernen.
Schon Ostern wurde mir eine besser dotierte Stelle an einer höheren Handelsschule in Birmingham angeboten. Im September 1884 gelang es mir an der großen Nomonformist Grammer School in Birhop´s Stortford als Lehrer für Franz., Deutsch und Geschichte anzukommen. Da ich an dieser Schule, mit der auch ein großes Internat verbunden war, eine vorzügliche Gelegenheit hatte, das englische höhere Schulwesen mit allen seinen Licht- und Schattenseiten gründlich kennen zu lernen, und die Stelle auch in gesellschaftlicher und pekuniärs Hinsicht nichts zu wünschen übrig ließ, so blieb ich hier ein ganzes Jahr. Dann aber wurde es Zeit, meine Studien in Deutschland zu vollenden und mich fürs Staatsexamen vorzubereiten, indem mir allerdings meine Kenntnis der franz. und englischen Umgangssprache wenig nützen sollten, da sich die Prüfung im wesendlichen auf die historische Kenntnis der Sprache erstreckte, alles Dinge die man im Ausland eher vergißt als verlernt.
In der mit mir vor der Herzoglichen Prüfungskommission in Braunschweig ausgestellten Prüfung wurde mir die Lehrbefähigung für alle Klassen im Deutschen, Französischem und Englischem zugesprochen und sodann in einem Nachexamen auch die im Lat. für die unteren Klassen und damit ein volles Oberlehrerzeugnis zuerkannt. Im Februar 1889 wurde ich in Jena zum Dr. Phil promoviert.
Vom 1. Okt. 1887 bis dahin 1888 war ich als Probekandidat am Realgymnasium in Braunschweig tätig. Vom 1.Okt. 1888 bis 1. Okt.1890 gehörte ich dem Lehrkörper der berechtigten jahnschenRealschule an. Alsdann wurde ich durch Höheres Patent zum Oberlehrer am Gymnasium zu Wolfenbüttel ernannt, wo ich seitdem in allen Klassen im Deutschen, in den neueren Sprachen, im Lat. in der Geschichte und in Erdkunde nach dem offenen Bekenntnis meiner Vorgesetzten mit bestem Erfolg unterrichtet habe und ohne je die geringsten Schwierigkeiten mit der Disziplin zu finden. Seit langen Jahren gehöre ich der Prüfungskommission am hiesigen Gymnasium an. Daher steht mir, wie wohl selten jemand, eine reiche und mannigfaltige Erfahrung zur Seite.
Seit dem 11. Okt. 1890 bin ich verheiratet. Meine Frau und meine beiden Jungen im Alter von 18 bzw. 14 Jahren erfreuen sich gleich mir der besten Gesundheit.
Im Druck erschienen von mir:
1. Der syntaktische Gebrauch des Infinitiv in Occleve´s De Regimine Principum (Braunschweig, Appelnhans & Pfenningsdorff 1889)
2. Lehrplan eines Handelsgymnasiums (Zeitschrift für das gesamte kaufmännische Unterrichtswesen, Jahrg. III,
Nr. 7-10 Braunschweig 1901)
Dr. Buchtenkirch,
Professor
Eduard Buchtenkirch hatte an der Großen Schule in Wolfenbüttel der Spitznamen "Boxer Buchtenkirch"
8. Dezember 1908 zum Professor ernannt
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